Seelenbriefe


 

Eine Landschaft in Südspanien. 

Aufgenommen bei der Wanderung auf dem Jakobsweg von Sevilla nach Santiago di Compostella

 

Monatlich weisen wir hier auf Begegnungen hin, die für Menschen eine besondere Einladung sein können.
Begleitet werden diese durch einen Beitrag mit einem monatlich wechselnden Thema für das ich einen Beitrag schreibe.
Die Themen kommen von ausserhalb als eine Anregung.

Viel Freude und gern ein gefühlvolles stöbern.

 

 April 2010

Zerrissenheit

Was ist zerrissen? Was prägt diesen Monat April?

Spätestens im März drängen die ersten Pflanzen und Blumen durch die Erde ans Licht, wachsen mit Kraft dem Sonnenlicht entgegen und erfreuen den Betrachter mit ihrer Blüten.
Schneeglöckchen, Krokusse, Winterlinge, Stiefmütterchen, das waren die ersten in diesem Jahr, und ich habe sie im März schon in Freiburg gesehen.
Diese Blumen zerreißen den Wintervorhang der Natur, öffnen unsere Herzen für das Gefühl Frühling. Spätestens ab April lässt sich das Leben mit seinen ungeahnten Kräften spüren. Knospen brechen auf, alles kommt mit Kraft und Lebensmut voran.
Die Zerrissenheit ist auch eine Entscheidung. Jede Entscheidung kann in die Zerrissenheit führen, denn da wo ich mich für etwas entscheide, ist auch das, wogegen ich mich entscheide. Meine eigene Entscheidung annehmen und leben, ohne dass ich ständig hinschaue, ob ich es wohl hätte anders machen sollen. Ich habe mich entschieden, bin einen Weg gegangen, der andere ist vorbei, so wie an dem Punkt, da ich mich entschieden habe, kann ich ihn nie wieder beginnen.
Im April trifft die Natur die Entscheidung in den Frühling, strebt jede Pflanze nach dem Leben und wir Menschen? Streben wir auch ins Leben oder lassen wir die Sehnsucht nach Ruhe stärker in uns wirken und verstecken wir uns hinter der Mauer der Abwehr vor unseren Gefühlen?

Peter Josef Hinger - Der Seelenfels

 

 März 2010

Vertrauen

 Ein Gefühl, eine Kraft, eine Bürde, eine Verpflichtung, eine Einladung, die Erfüllung?

Vertrauen ist ein ständiger Begleiter, nur wie wir es leben macht einen sehr entscheidenden Aspekt unseres Lebens daraus.
Vertrauen in mich selbst, in mein Wirken und mein Tun ist eine Kraft die unterstützt, die fördert und voran strebt in der Entwicklung des Lebens. Aus diesem Vertrauen heraus entsteht die Kraft des Selbst als Ganzes wahrnehmen. Selbstvertrauen, das ist so unendlich wichtig damit wir bei uns selbst ankommen und uns selbst erkennen in dem Trubel und dem Durcheinander der Menschenmenge.
Das Vertrauen in andere Menschen hat jedoch eine schwächende Wirkung. Vertraue ich jemandem ist das ein Hinweis, dass ich im Zweifel mit mir bin, dass ich mich gar bemängle und glaube, dass ein anderer mehr oder besser ist. Schenke ich mein Vertrauen einem anderen bin ich in der Gefahr des Abhängig-Werdens.
Noch heftiger ist es wenn mir jemand sagt. „Ich vertrauen Dir!" Das hat eine starke Wirkung und ich bin in der Gefahr, dass ich die Verantwortung für jemanden übernehme, dass ich von nun an sein Wohl und Wehe mitbestimme. Wehe es ereignet sich etwas an dem er mir die Schuld geben kann. In so einem Fall bin ich verstrickt in sein Schicksal und darf alles was sich ereignet mittragen. Wer mir sein Vertrauen schenken mag, zeigt mir an, dass er Unterstützung braucht auf seinem Weg, dass er sich unsicher ist wie es wohl weiter geht.
Ein solcher Mensch benötigt einen freundlichen Arm, der ihm die Begleitung anbietet. Ein Angebot, dass ich mit ihm durch die Höhen und Tiefen seiner Veränderung wandle, da bin, und wenn er mich auffordert, kraftvoll mitwirke.
Wer mir sein Vertrauen schenkt, liefert sich mir auch ein Stück aus, gibt mir Macht über sich. In unserem Alltag erleben wir das so oft, dass sich Menschen jemandem anvertrauen und damit auch die Verantwortung für sich abgeben. Wenn so ein Mensch an mich herantritt ist es ein Hilferuf, denn er findet nur wenig Kraft in seinem Eignen.
Auf diese Weise dürfen wir uns selbst erkennen und schauen, ob wir unserer selbst sicher sind. Sind wir bereit und lehnen diese Verantwortung ab, da wir erkennen, dass wir jedem, dem wir die Verantwortung abnehmen auch die Möglichkeit einer Selbsterfahrung wegnehmen, so sind wir in uns gefestigt und können leichter für uns selbst sorgen und dadurch für andere da sein.

Peter Josef Hinger - Der Seelenfels

 

Februar 2010

Hoffnung

Die Vorstufe des Glaubens ist die Hoffnung und im Februar keimt diese im Gefühl. Schon die alten Kelten feierten am 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende den Frühlingsbeginn. Imbolk hieß das Fest, und heute wird dieses Fest am 1. und 2. Februar gefeiert. Für die Christen ist es Lichtmess und im Ursprung war es das Fest für den Frühlingsanfang.
Der Februar ist ein Monat in dem der Winter noch ein bisschen strenger werden kann und das gibt Anlass auf die Hoffnung, dass er sich möglichst bald verabschiedet. Vielleicht hat er deshalb meist nur 28 Tage. In diesem Monat kommen auch die Narren auf ihre Kosten. Alles in der Natur und in uns Menschen ist in einer besonderen Weise angespannt und voller Hoffnung. Ein Festsammelsurium an Brauchtum, Religionen und Ritualen bereitet uns auf den nahenden Frühling und den Neubeginn vor.
Was bewirkt es in jedem Einzelnen von uns? Aufbruchstimmung, Vorfreude, Lebenslust. Wir fiebern mit der Natur mit, gleich den Knospen bei den Pflanzen sind wir bereit für die kommende Wärme. In uns regt sich eine Kraft, mag sich entfalten können, doch gebietet der Winter der Natur und so auch den Menschen noch Einhalt. Doch die Hoffnung und die Vorfreude sind schon sehr wirksam in uns.
Bis dahin können wir unserer Hoffnung weiter Kraft geben und das im Gefühl auch wahrnehmen.
Peter Josef Hinger - Der Seelenfels

Januar 2010

Einsamkeit

Der Januar ist ein Monat in dem der Winter erst so ganz seine Kraft auslebt. Frost, Schnee und Kälte. Leblos erscheint er uns und die Natur, sie ruht sich aus für den nahenden Frühling. Unter dem Schnee, im hart gefrorenen Boden warten unendlich viele scheinbar einsame Keimlinge und Pflanzen auf die Wärme des Frühlings, damit sie loslegen können.
Auch wir Menschen dürfen diese Zeit der Einsamkeit nehmen und uns ausruhen, vorbereiten und sich sammeln für das nun begonnene Jahr. Nun ist die Gelegenheit des Innehaltens und Nachschauens, was noch Belastendes aus dem vergangenen Jahr mit in das Neue hineinwirkt. In der Einsamkeit liegt eine besondere Kraft verborgen, die uns an uns selbst heranführt und uns aufzeigen kann, was wir übersehen könnten.
Seelenbegegnungen sind zwischenmenschliche Möglichkeiten des Erlebens und der Klärung. Die Kraft des Winters ist Einsamkeit, und dadurch auch Ruhe und Erholung, Besinnung und Eins mit sich selbst werden.
Peter Josef Hinger - Der Seelenfels